Einleitung

Dieses Buch ist ein Leitfaden. Ein Leitfaden, so daß Sie sich nach der Lektüre sofort an die Umsetzung machen können, auch in Ihrem Unternehmen die Vorgesetztenbeurteilung einzuführen. Nicht ohne Fehler, Gott bewahre, denn die Unternehmenskulturen sind so verschieden, daß Sie unweigerlich Fehler machen werden. Kein Buch kann alle Eventualitäten berücksichtigen, zudem ist selbstverständlich auch der Autor nicht frei von Fehlern. Aber Sie werden, so hoffe ich, mit diesem Buch immer wieder auf den Weg zurückfinden, so daß Sie die Vorgesetztenbeurteilung bald erfolgreich einsetzen und nicht mehr missen wollen. Übrigens sind Fehler wichtig. Sie fordern zum Denken auf, provozieren eine intensivere Auseinandersetzung und führen häufig zu neuen, bisher unbekannten Erkenntnissen und Lösungen.

Ausführlich werde ich mich mit dem Phänomen Führung, Macht und Autorität befassen. Dies erscheint mir notwendig, weil es hier ja um genau diese Probleme geht. So gesehen hoffe ich, daß dieses Buch seinen Weg auch in die Hände von außerhalb der Personalabteilung liegenden Führungsebenen findet.

Der vielbeschworene Teamgeist läßt manchmal den Eindruck entstehen, als wollten die Unternehmen keine Vorgesetzten mehr. Es gibt keine Mitarbeiter mehr, sondern Teammitglieder, keine Vorgesetzten, sondern Teamleiter. – Häufig verbirgt sich dahinter aber nicht mehr als der schlechte Versuch, sich mit einfachen Public-Relations-Maßnahmen um die wahren Probleme guter Leadership zu drücken. Denn Hand aufs Herz: Durch die Umbenennung der hierarchischen Struktur ändert sich am Inhalt noch nichts. Ganz zum Schluß nämlich, wenn die Rechnung aufgemacht wird, gibt es wieder den Vorgesetzten und seine Untergebenen. Mit der Vorgesetztenbeurteilung aber könnte man dem Traum vom Team ein wenig näher kommen.

Ich wünsche mir, daß der Begriff «Vorgesetztenbeurteilung» in der deutschen Sprache ab sofort zum Unwort erklärt wird. Nicht aus Ehrfurcht oder Respekt vor Vorgesetzten und Führungskräften – es gibt manche, die Ehrfurcht und Respekt sowieso nicht verdienen -, sondern weil es sich bei dem Instrument um eine «Einschätzung» handelt.

«Beurteilung», «Aburteilung», «Das Urteil ist gefällt» – all dies schwingt im Begriff Vorgesetztenbeurteilung mit. Es suggeriert Endgültigkeit, Absolutheit und Wahrheit. Tatsächlich aber ist die Vorgesetzteneinschätzung zum einen ein Instrument, dessen Subjektivität größer nicht sein könnte, und zum anderen ist sie insbesondere als Instrument der Führungsentwicklung, Führungsdiagnose und des Führungsfeedbacks zu betrachten. Sie ist ein strategisches Instrument, das Ihnen zudem einen kleinen Blick in die Zukunft gestattet.

Im Sinne der «political correctness»: Aus Gründen besserer Lesbarkeit verzichte ich im Buch auf Formulierungen wie «der oder die Vorgesetzte», sondern sage einfach «der Vorgesetzte». Immer mitgemeint sind selbstverständlich die Vertreter des weiblichen Geschlechts. Diese bitte ich, sich deshalb nicht diskriminiert zu fühlen. Denken Sie sich einfach, daß sich der Autor insbesondere an das wahrhaft schwächere Geschlecht wendet.

Jetzt aber auf zur Tat. Beginnen wir damit, uns unsere Vorgesetzten zu basteln.